13. April 2023
Straßenbahn-Talk zum Stadtjubiläum 650 Jahre Krefeld
Die Straßenbahnfahrt von Hüls, quer durch Krefeld zum Uerdinger Bahnhof führt zu einem regen Austausch mit dem ehemaligen Oberbürgermeister und Ehrenbürger Dieter Pützhofen und unserem Oberbürgermeister Frank Meyer.
Entlang der Straßenbahnfahrt entstand eine Fotostrecke. Die Zitate im folgenden Beitrag vermitteln einen kleinen Einblick in das Gespräch, das von Welle Niederrhein-Chefredakteurin Anouk van Vliet moderiert wurde.
Moderatorin: “Jetzt fahren wir in einer Straßenbahn über die Hülser Straße quer durch die Stadt, die Straßenbahn hat eine zentrale Bedeutung für die Stadt. Welche ist das in Ihren Augen.”
OB Meyer: “Die Straßenbahn ist ein enorm wichtiges, modernes Verkehrsmittel? Das im Vordergrund steht, aber es ist auch Ausdruck dessen, dass Krefeld eine Großstadt ist. Den Unterschied erkennt man daran, dass eine Stadt einer bestimmten Größe eben auch eine Straßenbahn hat. Das ist so eine Art Visitenkarte einer Stadt, deswegen bin ich sehr froh, dass in der Zeit, als in vielen Städten Straßenbahnen abgeschafft wurden, man in Krefeld den anderen Weg gegangen ist, man sagte, wir halten an unserer Straßenbahn fest. Wenn ich sehe, für wie viele Millionen andere Städte jetzt anfangen, ein Straßenbahnnetz wieder aufzubauen, die sie mal aufgegeben haben. Weil sie sehen, dass das auch in Form von Mobilitätsveränderungen, klimafreundlicher Mobilität ein ganz, wichtiges Instrument sein kann, dann bin ich umso froher, dass die Entscheidung so getroffen wurde.”
OB Meyer: “Wasser ist immer ein belebendes Moment, die Straßenbahn fährt drumherum, der Bus fährt drumherum, wenn die Pinguine viele Tore geschossen haben, ein paar extra Runden. Das finde ich total super, wenn der Rosenmontagszug immer da lang zieht, das ist schon ein ganz typischer Krefelder Ort, den wird es so eins zu eins woanders nicht geben können, weil er eben so auf Krefelder Art entstanden ist.”
Moderatorin: “Herr Pützhofen, jetzt fahren wir am Seidenweberhaus vorbei. Ein besonderer Ort ihrer Karriere. Stichwort Philadelphiade.”
Dieter Pützhofen: “Es wurde unter anderem da gefeiert, auch an anderen Stellen, also der Theaterplatz war damals das Zentrum für die Feierlichkeiten während der Philadelphiade und dann der Zug durch Krefeld, dieser große Festzug, den wir gehabt haben, der dann leider oft gestört worden ist. “Dieter, es ist kein Problem, das gibt es auch in Amerika”. Das war doch ein toller, großartiger Satz von US-Vize-Präsident Busch, der mir sagte, “du musst dich darüber nicht aufregen.”
Dieter Pützhofen: “Die Stadtteile haben ganz wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung der Gesamtstadt. Darunter sind natürlich auch sehr eigenwillige Stadtteile, wir sind gerade aus einem gekommen, Hüls. Ich könnte Anekdoten über Hüls erzählen, dann ist eine halbe Stunde vorbei. Also Hüls ist etwas ganz Besonderes. Uerdingen ist was ganz Besonderes, obwohl die Zollschranken zwischen Krefeld und Uerdigen mittlerweile aufgehoben sind. Es ist in jedem Stadtteil ein Selbstbewusstsein, ich finde das auch gut, weil das Bewusstsein der Bevölkerung für den Stadtteil, dann auch stärkt.“
OB Meyer: “Aber das ist ja auch gut, weil das gesellschaftliche Leben findet in den Stadtteilen statt. Da sind die Leute, die sich im Bürgerverein engagieren, die sich um die Spielplätze kümmern, die in den Sportvereinen sind. Insofern lebt eine Stadt doch ganz gut davon und es macht ja auch Spaß rumzufrotzeln, solange das auf einem vernünftigen Niveau passiert, ist das alles gut.”
OB Meyer: “Solch eine Städtepartnerschaft lebt mit den Menschen. Und es gibt viele Ukrainer, die gerade in Krefeld sind, die würde ich auch ganz gerne, insbesondere die aus Kropywnyzkyjy kommen, mal bei uns an den Tisch holen, dass sie von ihrer Stadt erzählen können. Das ist, das habe ich jetzt schon gelernt, eine spannende Stadt mit unglaublich viel Kultur, aber auch mit einer spannenden Wirtschaftsstruktur. Dort gibt es die größte Agrarmesse, oder gabs die größte Agrarmesse der Ukraine. Und da muss ich wirklich sagen, ziehe ich am meisten den Hut vor, in dieser Stadt mit 230.000 Einwohnern leben derzeit 26.000 Binnenflüchtlinge. Das ist eine enorme Anstrengung, die dort gerade geleistet wird. Und ich glaube, dass es keine Partnerschaft ist, die darin besteht, dass wir den armen Leuten helfen, das machen wir auch, aber ich glaube, wir können von denen auch eine ganze Menge lernen, das muss immer auf Augenhöhe sein.”
Moderatorin: “Sie haben gerade den Zoo angesprochen Herr Meyer, was ist ihr Lieblingstier im Zoo?”
OB Meyer: “Da ich jetzt Pate bei den Erdmännchen bin, beantwortet sich die Frage von allein. Ich werde aber diesen Zoo immer mit dieser Brandnacht verbinden müssen, weil das für mich eins der prägendsten Erlebnisse in meiner bisherigen Amtszeit ist.”
OB Meyer: “Der Uerdinger Bahnhof ist ein super Beispiel für bürgerschaftliches Engagement. Die Spielfreunde Uerdingen, Regimentsspielmannszug der Prinzen-Garde Köln haben diesen Bahnhof gekauft
und haben den in ehrenamtlicher Arbeit aus dem Verein heraus saniert. Deswegen sind sie auch völlig zu Recht gerade mit dem Heimatpreis ausgezeichnet worden. Ich finde es natürlich toll, dass ein Uerdinger Wahrzeichen, der deutlich kleinere Bahnhof, als der Krefelder, dass der jetzt in guten Händen ist und zeigt, was mit bürgerschaftlichen Engagement in der Stadt möglich ist.”
Es ist möglich, den Straßenbahn-Talk in voller Länge nachzuhören:
http://backup.krefeld650.de/wp-content/uploads/2023/04/strassenbahntalk.mp4